Australien |
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Sydney ist eine Großstadt mit vier Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt von New South Wales ist die größte des Kontinents. Das Leben pulsiert in einer immensen Lautstärke und Geschwindigkeit. Rings um uns wird gehämmert und geschweißt, gesägt und geschraubt. Die Millionenstadt scheint weiter wachsen zu wollen. Die Autoschlangen drücken sich erbarmungslos durch die Haupt- und Nebenstrassen. Der Verkehr in der Innenstadt kommt während der morgendlichen Rushhour nahezu zum Stillstand. Hektik liegt über der Stadt. Menschenmassen überqueren Fußgängerampeln, Aktenkoffer und Kaffeebecher in der Hand. Ein interessantes, internationales Ambiente schmückt das Straßenbild. Menschen sämtlicher Nationen leben in der Weltmetropole.
In dem schillernden Vergnügungsbezirk Kings Cross schieben sich schwere Jungs und leicht bekleidete Mädels durch die Strassen. Vor zwielichtigen Schuppen hängen ebenso zwielichtige Typen. Laute Musik dröhnt auf der Straße. „Heute freier Eintritt zur Karaoke-Night.“ Wer will, feiert hier bis in die Morgenstunden. Ein alter Toyota Campervan wartet auf uns. 380.000 km stehen auf seinem Tacho, Schaltung und Kupplung sind dermaßen ausgeleiert, dass man oftmals beide Hände und Füße benutzen muss, um den entsprechenden Gang reinzuquetschen. Aber die Klimaanlage ist gold wert! Bei 37 Grad im Schatten wissen wir diesen Vorzug bereits nach wenigen Kilometern zu schätzen, während Sydney in unserem Rückspiegel verschwindet. Das Linksfahren ist ja gar nicht so schwierig. Aber welch eine verdrehte Welt! Beim Herunterschalten habe ich die Fensterkurbel in der Hand und trotz der Dürreperiode laufen beim Abbiegen plötzlich die Scheibenwischer. Im Supermarkt decken wir uns mit Vorräten für die nächsten Wochen ein. In so einem Bulli ist verdammt viel Platz, genauer gesagt für 20 Einkaufstüten der Supermarktkette Woolworth.
Über der 445 m Tiefe gondelt die "Scenic Railway", die angeblich steilste Bahn der Welt. Und tatsächlich hat man das Gefühl, der quietschgelbe Waggon fährt nahezu senkrecht bergauf. Für Australien stehen zwei Dinge auf meiner Favouritenliste, die ich unbedingt sehen will. Rote Erde und Kängurus. Letztere begegnen uns bereits wenig später auf dem Weg Richtung Westen zum Warrumbungle Nationalpark. Mit einer Vollbremsung (naja, sagen wir mal, die Bremsen geben ihr bestes) bringt Ingo Toyota-Bulli zum Stehen.
Das Känguru ist zusammen mit dem flugunfähigen Emu Wappentier. Man wählte diese beiden Tiere, weil sie als einzige Tiere in "Down Under" nur vorwärts gehen können. Damit will man eine stete Fortentwicklung Australiens ausdrücken. Ein ca. 50 cm langer Lizzard, der zur Gruppe der Riesenechsen gehört, huscht vor uns über die Strasse und lässt unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die Tierwelt hier ist unglaublich vielseitig. Schwarze und weiße Kakadoos, bunte Papageien, Wellensittiche und lauthals krächzende Kookaburras flattern über unsere Köpfen hinweg durch die Lüfte. Emus in allen Größen stolzieren mit langen Schritten durch die trockene Steppe. Im glühend heißen Backofen des beginnenden Outbacks liegt der Warrumbungle Nationalpark. Kurz vor Sonnenuntergang spazieren wir entlang des Service Tracks. Dutzende Kängurus beobachten uns regungslos wie Statuen im Gras. Kleine Babys linsen frech aus dem schützenden Beutel der Mutter heraus. Alte und Junge, Kleine und Grosse treffen sich in der untergehenden Abendsonne.
Wir stehen wie versteinert da und starren auf das Ungetüm von Schlange. Sie rührt sich keinen Zentimeter von der Stelle. Zweifellos befinden wir uns in ihrem Revier. Mein Herz klopft mir bis zum Hals, meine Hände zittern. Ob sie giftig ist? Warum ist sie vor uns nicht geflüchtet? Was wäre, wenn wir nicht auf den Weg geachtet hätten, sondern unser Blick bei den Kängurus hängen geblieben wäre? Trotz der Gefahr oder vielleicht genau deswegen hängt etwas Faszinierendes in der Luft. Welch elegante Schönheit und Anmut in diesem Reptil liegt. Die 1,20 m lange, schwarze Haut glänzt im einsamen Rest des orangefarbenen Abendlichtes. Mit einem großen Bogen passieren wir das bezaubernde Tier. Vorsichtshalber machen für den Rest des Weges unsere Schritte denen eines Elefanten Konkurrenz. Die Dame des Informations-Centers erklärt uns am nächsten Morgen augenzwinkernd, dass sie froh ist, wenn sie eine Red Bellied Black Snake sieht. Das bedeutet nämlich, dass es keine Brown Snakes gibt, da die Schwarzen die Eier der Braunen essen. Und mit letzteren ist wahrlich nicht zu spaßen. Unsere vorabendliche Begegnung war zwar nicht ganz harmlos, aber zumindest muss ein Biss der Black Snake nicht zwingend tödlich verlaufen. Es herrschen strikte Regeln im australischen Outback. Ausschließlich mit festem Schuhwerk ins Gelände gehen und Abstand zu Schlangen halten! Begegnet man einer, ist Ruhe angesagt. Mit dem Züngeln versuchen die Tiere, Bewegungen einzufangen. Nach 10 Sekunden bewegungslosem Ausharren verliert sie normalerweise das Interesse an einem.
Klein Koalababy wagt sich schon enorm hoch in den Gipfel des Baumes und linst keck auf uns herab. Die possierlichen Tierchen haben zweifellos dem Teddybär Modell gestanden. Die auffallende Nase und die abstehenden haarigen Ohren geben ihm dieses putzige Aussehen, dass man dem Verlangen widerstehen muss, ihn auf den Arm zu nehmen.
Hier ist eines der Zentren der Opalsucher. Wegen der unerträglichen Hitze die hier im Sommer herrscht, haben sich die Opalsucher unter die Erde zurückgezogen. "Dugouts" nennen sich die unterirdischen Wohnungen, die bis zu 10 Meter in die Tiefe reichen. PJ's Bed & Breakfast Dugout steht zur Besichtigung offen und wir lassen uns von Peter durch seine Untergrund-Wohnung führen.
Dicke Speckrollen dominieren die Taille, die in ein rosafarbenes, bauchfreies Spaghetti-Top gezwängt ist. Junge Mädels flanieren über die Rasenfläche, die vollgefüllt mit Klappstühlen und Picknickdecken ist. Tätowierte Oberarme, sonnengegerbte Haut und dicke Bierbäuche warten auf den Beginn des Rennens. Der Geruch von Pommes, Sausage Rolls und Pizza liegt in der Luft. Mittlerweile ist über den Abendhimmel die Nacht herein gezogen. Dutzende Flutlichter erleuchten den Race Course, in dessen Mitte die australische Flagge im lauen Wind flattert. Das gesamte Dörfchen ist vertreten auf Timmis Speedway in Mildura, das etwa 400 km östlich von Adelaide liegt. Mama, Papa, Oma, Opa, Kind und Kegel.
Dem Druck der Zeit sind auch wir ausgeliefert, welche uns die Weiterfahrt in den Grampiens Nationalpark vorschreibt. Wie das aufgesperrte Maul einer überdimensionalen Riesenechse beherrschen die schroffen Gesteinsformationen auf dem Mount Victory das Victoria Valley. Die "Balconies" präsentieren einen wunderschönen Ausblick über das Tal, das von Buschland bestimmt wird. Mit Sightseeing in Form von Aussichtspunkte und Wasserfälle beschäftigen wir uns einen gesamten Tag. Wanderwege entlang hoher Bäume und dominierender Farnpflanzen führen uns zu grandiosen Stellen. McKenzie Falls, Silverband Falls, Boroka Lookout und wie sie alle heißen. Es ist einmalig, den Teebaum, aus dem das heilende Teebaumöl hergestellt wird, in der freien Natur zu riechen. Bislang kannte ich den Geruch lediglich aus unserem Arzneimittelschränkchen zu Hause.
Die Great Ocean Road ist ein "Muss" auf einer Reise durch den Bundesstaat Victoria. Über 300 Kilometer reihen sich die Attraktionen wie Perlen einer Kette aneinander, führen uns entlang eines eindrucksvollen Küstenstreifens Australiens. Bizarre, wellenumtoste Felsformationen zieren die langen Sandstrände. Die London Bridge, ein eingestürzter, brückenähnlicher Landvorsprung, ragt aus dem gischtenden Wasser hervor. Am Abend des 15. Januar 1990 stürzte er ohne Vorwarnung ins Meer. Zwei Personen befanden sich damals auf dem Felsen und mussten per Hubschrauber gerettet werden. Seitdem wird er täglich von hunderten Touristen bestaunt.
Heißer, heftiger Wind weht uns um die Ohren, als wir die steilen Küstenklippen verlassen und uns bei Lavers Hill in die kühle, grüne Höhle eines kleinen Regenwaldgebietes begeben. Zusammen mit lilafarbenen, kelchförmigen Blümchen säumen wunderschöne, sattgrüne Farne den Weg durch den schattigen Wald. Eine Wohltat nach den Backofentemperaturen an der Küste. Der Anblick eines über 300 Jahre alten Giant Gum, zur Familie der Eukalyptusbäume gehörend, lässt unsere Herzen höher schlagen. Mit einem stattlichen Umfang von 28 Metern wirkt er wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Down Under, das Land der Gegensätze. Ein Paradies, in dem jeder genug Platz hat, seinen Traumpfad zu finden. Nirgendwo ist der Himmel so weit und die Erde so rot. Australien strahlt einen Zauber aus, dem sich niemand entziehen kann und zu dem wir heute „Good bye“ sagen müssen.
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