Valparaiso, Raus mit den Mopeds

Valparaíso liegt an einer nach Norden offenen Bucht des Pazifischen Ozeans. Der Hafen ist einer der bedeutendsten des Landes.

Vor den drei Meter hohen Mauern der Villa Kunterbunt in Valparaiso wartet ein weisser Pickup auf uns. Enzo und sein Kollege Don Dito begleiten uns zum Zollgelände, um die Motorradkiste auszulösen. Enzo ist Chilene und seit vielen Jahren in Motorradkreisen bekannt, da er sich auf internationale Motorradtransporte spezialisiert hat. Seine Frau Martina kommt ursprünglich aus Köln, lebt aber seit 20 Jahren in Chile. Wir dürfen während der „fahrzeuglosen“ Zeit in deren Haus übernachten wo wir uns für die Weiterfahrt organisieren.

Nun ist also der ersehnte Tag da und ich habe ein bisschen Herzklopfen, in welchem Zustand sich die Kiste befinden wird. Nach 20 Minuten Fahrzeit werden wir nach zügig abgearbeiteten Formalitäten in eine grosse Lagerhalle geführt, die ausser unserer Kiste komplett leer ist. Ein Königreich für uns, um in Ruhe zu arbeiten!

Unsere helle Holzkiste macht einen ordentlichen Eindruck von aussen. Lediglich an zwei Stellen ist Krafteinwirkung sichtbar, so dass Teile der Vorderwand splittrig aussehen. Am Hafen herrscht sicherlich raues Klima und ich bin mir sicher, Gabelstapler oder Hebebühne werden vom Hafenpersonal nicht besonders zaghaft als Transporthilfsmittel benutzt.

In kurzer Zeit ist dank Enzos Akkuschrauber die Kiste in diverse Seitenteile zerlegt und uns präsentieren sich unversehrte Motorräder samt diversen Packsäcken. Während die Männer sich darum kümmern, alle Spannriemen zu entfernen, mache ich mich daran, Gepäck, Tankrucksäcke, Motorradbekleidung in einer Ecke der Halle zu sammeln. Wir haben vor dem Beladen der Kiste alles in wasserdichte Säcke gehüllt und zusätzlich 10 spezielle Trockenbeutel verteilt, um eintretende Feuchtigkeit aufzunehmen zu können. Es scheint gut funktioniert zu haben, denn alles fühlt sich trocken an.

Nach ca. 30 Minuten kommt ein wichtig aussehender Beamter in die Halle, der unsere Namen überprüft und den Inhalt der Gepäckstücke sehen möchte. Nachdem er die beiden Tankrucksäcke inspiziert hat, wirft er einen kurzen Blick auf die Motorradbekleidung und gibt sich bereits zufrieden. Ich zerre an seinem Ärmel und deute auf die restlichen Säcke: „Ich würde mich aber freuen, Ihnen den Rest auch noch zu präsentieren!“ Völlig erstaunt rückt er seine Brille zurecht und beugt sich über die geöffneten Packsäcke. Natürlich habe ich einen Hintergedanken. Immerhin möchte ich mein Spanisch verbessern und so frage ich bei jedem Teil der Campingausstattung nach dem korrekten spanischen Begriff.  So bekomme ich heute eine Extralektion! Sogar zu dem Schlumpf auf den beiden Kotflügeln gibt er bereitwillig Auskunft: „Pitufo!“

Ingo baut unterdessen die Tanks ab, um die darunter liegenden Batterien wieder anzuklemmen. Er hat während meiner Gratislektion bereits die Bikes mit Windschutz und Spiegel versehen. Nun müssen wir nur noch ein paar Liter Benzin einfüllen und den Luftdrück überprüfen, dann können wir los. Enzo hat wirklich an alles gedacht! Der 15 Liter Kanister mit Trichter steht parat und zusammen mit seinem Sohn Lukas beginnt er, die Tanks zu befüllen. Nach 2 Stunden sitzen wir glücklich auf den Bikes und freuen uns auf den morgigen Tag. Nach 6 Tagen Stadtleben haben wir vorerst genug von Smog und Lärm und sind gespannt auf die Natur Mittelchiles.

 

Wetter:

Sonne, 22 Grad

 

 

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