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22.12.2012 Chile, Pucon und weiter nach Argentinien: Als heisse Schokolade bezeichnet man eine Gruppe von Getränken, die mit kakaohaltigen Produkten auf Basis von Wasser und/oder Milch zubereitet werden. Kakao wird auch in Südamerika angebaut. Nachdem wir
wegen schlechten Wetters in Pucon eine Zwangspause eingelegt haben, verlassen
wir nun nach 5 Tagen die Kleinstadt. Der Vulkan „Villarrica“ versteckt sich
noch immer hinter dichten Wolken. Einen kurzen Moment durften wir gestern den
Blick auf den schneebedeckten Krater geniessen, den die Sonne für uns
freigeschoben hat. Ein Aufstieg war uns allerdings nicht vergönnt. Es sind lediglich
geführte Touren möglich, doch die Trekkingveranstalter
vor Ort haben den 8-stündigen Marsch aufgrund der schlechten Wetterprognosen
leider abgesagt. So mussten wir uns mit einer 3-stündigen Wanderung
im Nationalpark Huerquehue begnügen. Doch der Wettergott meinte es zumindest
gestern recht gut mit uns. So wurden wir trotz wolkenverhangenem Himmel mit grandiosen
Blicken auf die Seenlandschaft belohnt. Ganz anders sieht es allerdings heute aus. Bereits in voller Regenmontur starten wir den Tag, der uns über den Pass Mamuil Malal nach Argentinien bringen soll. Es regnet heftig und die wunderschön geschlängelte Strasse wird von satten grünen Pflanzen am Strassenrand gesäumt. Richtig geniessen können wir es dennoch nicht, denn etwa 10 Kilometer vor der Grenze regnet es fast waagerecht. Der starke Ostwind beschert uns zudem noch Graupel und der Strassenbelag verändert sich in groben Schotter mit stellenweise klebrigem Lehm. Als wir an der chilenischen Grenze absteigen, habe ich Mühe, meine Finger zu bewegen und entsprechend schlecht gelaunt betrete ich die gesichtslose Halle des Zollbereichs. Der chilenische Zöllner ist trotz des Wetters in ausgezeichneter Verfassung, was ich auf die grosszügig beheizten Räume zurückführe und wir sind überrascht, wie einfach sich die Ausreise aus Chile gestaltet. 20 Minuten später stehen wir bereits vor dem argentinischen Zöllner. Er hätte sich von seinem chilenischen Kollegen eine Scheibe abschneiden sollen, denn er präsentiert sich als äusserst besserwisserisch und arrogant. Mürrisch wirft er uns die Einreiseformulare über den Tresen und bellt uns ein wirsches „Ausfüllen!“ zu. Mir ist das nach der auszehrenden Kälte wirklich zu viel und in einem ähnlichen Ton wie er an den Tag gelegt hat, verlange ich von ihm Kugelschreiber. Ingo tritt mir auf den linken Fuss und meinen eiskalten Zehen drohen abzubrechen. Gleichzeitig stösst er mir seinen Ellenbogen in die Seite und faucht mich an: „Reiss Dich zusammen! Immer schön lächeln!“ Mein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse und ich beginne, die Mundwinkel nach oben zu schieben: „Recht so?“ wende ich mich an Ingo der jetzt allerdings mit einem Kopfschütteln seine Stirn in Falten legt und die Augenbrauen in Richtung Haaransatz schiebt. Also wieder falsch…. Argentinien ist anders. Trockener als Chile, dafür aber mit kräftigem Wind, der aus Richtung der Anden unermüdlich gegen die Motorräder drückt. Es herrschen gewöhnungsbedürftige Zustände und anfänglich zucke ich bei jeder Böe vor Schreck zusammen. Wir kommen trotz der zügigen Wetterverhältnisse gut voran und obwohl auf dieser Seite der Berge die Sonne scheint, kriecht der Wind doch in die Ritzen der Motorradbekleidung. Am Nachmittag erreichen wir San Martin de los Andes. Dies ist unser heutiges Etappenziel und wir haben uns angewöhnt, vor der Suche nach einer geeigneten Unterkunft erst einmal einen Kaffee trinken zu gehen, um dann gestärkt und erholt ans Werk zu gehen. Nach der Passüberfahrt über die Grenze bin ich den ganzen Tag nicht mehr richtig warm geworden und mit tropfender Nase sitze ich nun über die Getränkekarte gebeugt und brauche auch nicht lange zu überlegen. „Chocolate caliente“ ist wie für mich gemacht und ich kann mich nicht zurückerinnern, wann ich eine Tasse heisse Schokolade jemals so genossen habe.
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Wetter: Regen, 11 Grad
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