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30.12.2012 Argentinien, Perito Moreno : Wind, Einsamkeit und selten Asphalt in Patagonien Asphalt bezeichnet eine natürliche oder technisch hergestellte Mischung aus Bindemittel, Bitumen und Gesteinskörnungen, die im Straßenbau für Fahrbahnbefestigungen verwendet werden. Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen sind Asphaltbefestigungen in verschiedenartige Schichten unterteilt. Hierbei werden Asphalttrag-, Asphaltbinder-, und Asphaltdeckschichten unterschieden. In Deutschland wurde 1838 mit dem Jungfernstieg in Hamburg die erste Straße asphaltiert. Unsere vorerst letzte Versorgungsstation ist Esquel, ein 35.000 Einwohner zählender Ort, der am Westrand der patagonischen Ebene liegt. Wenn man wie wir entlang dem Andenrand nach Süden fährt, ist dies die letzte grössere Stadt. Hier decken wir uns grosszügig mit Proviant ein und versuchen, unsere Bargeldvorräte mit argentinischen Pesos aufzustocken. Wir haben seit längerem Schwierigkeiten, an Bankautomaten Geld zu ziehe. Irgendwie kommunizieren diese nicht mit unseren europäischen Bankkarten und so bleibt uns nur die Möglichkeit, einen Teil unserer Dollarreserven in Bargeld einzutauschen. Wie in fast allen Banken Argentiniens bilden sich endlose Schlangen vor den Schaltern und es ist mir ein Rätsel, was die Leute in dieser Vielzahl in die Bankgebäude treibt. Ich frage im angrenzenden Cafè nach einer Wechselstube und die Besitzerin deutet ohne zu zögern auf das gegenüberliegende Herrenausstattergeschäft. Skeptisch gehe ich über die Strasse und betrete den Laden. Auf meine Nachfrage nach argentinischen Pesos vergewissert sich der ältere Herr mit den grauen Haaren lediglich kurz, ob ich amerikanische Dollar oder Euros wechseln möchte, als sei es das normalste von der Welt, zwischen Krawatten und Oberhemden seine Bankgeschäfte zu erledigen. Für die Weiterfahrt stärken wir uns mit Sandwich und Fruchtsaft. Die Sandwiches werden in riesigen weichen Brötchen serviert, die mindestens drei Mal so gross sind wie bei Mac Donalds. Im Inneren finden sich Salatblätter, Tomatenscheiben, ein Spiegelei und zerlaufener Käse. Es schmeckt wirklich vorzüglich und gut gestärkt machen wir uns auf den Weg. Patagonien – ein düsteres und wildes Land! Der ewig eiskalte Wind wütet durch die unendlich weiten Ebenen und Charles Darwin notierte seinerzeit im Bericht über seine Weltreise: „ Ohne Wohnstätten, ohne Wasser, ohne Bäume, ohne Berge tragen sie nur einige wenige zwerghafte Pflanzen. Warum haben denn nun diese dürren Wüsten sich so einen festen Platz in meinem Gedächtnis errungen?“ Eindrucksvoll ist es schon, den Blick über dieses weite Land schweifen zu lassen und eigentlich fehlen mir die Worte, es zu beschreiben. Es ist einfach nichts, was man sagen könnte. In welche Richtung man sich auch dreht. Nichts ausser Wind und Horizont! Über Tecka und Josè de San Martin erreichen wir am fortgeschrittenen Abend den kleinen Ort Rio Mayo, der lediglich aus ein paar Häusern, einem Restaurant und einer kleinen Herberge besteht, in der wir für eine Nacht unterkommen. Wir sind froh und müde, nach 500 Kilometern endlich eine Bleibe für die Nacht gefunden zu haben. Die Weiterfahrt am nächsten Morgen sorgt für eine angenehme Überraschung. Gedanklich hatten wir uns auf eine 124 Kilometer lange Schotterpiste eingestellt, die zwar gut ausgebebaut ist, durch stellenweise lose und grosse Schottersteine allerdings doch reichlich Konzentration benötigt. Wie aus dem Nichts endet diese Piste nach 39 Kilometern und uns präsentiert sich eine perfekt und frisch geteerte Strasse, auf der wir in einem Bruchteil der eingerechneten Fahrzeit komfortabel nach Perito Moreno kommen. Der Wind, der aus den Anden im Westen kommt, ist nach wie vor anstrengend. Doch richtig schön sind die Linkskurven. Hier braucht man das Motorrad gar nicht zu lenken. Es genügt, geradeaus zu steuern und sich von der Strömung um die Kurve schieben zu lassen. Das flutscht von ganz alleine, wie die Zahnpasta aus der Tube am Morgen.
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Wetter: Sonne, 20 Grad
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