23. Januar 2013 Argentinien, Ushuaia – El Fin del Mundo – Das Ende der Welt

Das Ende der Welt bezeichnet geographisch die Vorstellung verschiedener Kulturen von einem Punkt, an dem die Welt, in der sie lebten, mehr oder weniger abrupt endet. Diese Vorstellung ist typisch für Völker, die sich der kugelförmigen und somit quasi „endlosen“ Gestalt der Erde nicht bewusst waren. Umgangssprachlich bezeichnet man mit dem Ende der Welt heute einen besonders abgelegenen Ort.

Nun haben wir also unseren ersten Meilenstein auf dieser Reise erreicht: El Fin del Mundo - Das Ende der Welt. Ushuaia ist die südlichste Ortschaft, die per Strasse erreicht werden kann. Sie liegt noch weitere 1500 Kilometer südlicher als Australien oder Neuseeland. Die Stadt am Beagle-Kanal hat Extremwerte zwischen 29 Grad im Dezember und - 25 Grad Celsius im Juli zu verzeichnen. Der Nationalpark „Tierra del Fuego“ liegt direkt vor der Haustüre und wir schlagen auf dem Zeltplatz „Rio Pipo“ unser Lager für die nächsten Tage auf. Hier finden wir einen riesigen beheizten Aufenthaltsraum mit drahtloser Internetverbindung und einer richtig netten Gastgeberfamilie. Die Gemeinschaftsküche hat mehrere Kochstationen, vier Spülbecken und sechs kleine Kühlschränke für die Reisenden. Viele verschiedene Nationalitäten treffen sich hier. Zwischen Spanisch, Französisch und Englisch hört man dann auch zeitweise einen Mix aus allem, das ich als „spanglischösisch“ bezeichnen würde. Es ist herrlich! Wir freuen uns, nach runden 5000 Kilometern endlich angekommen zu sein.

Gemäss Feng Shui  folgen alle Gesetzmässigkeiten einem 7er-Rhythmus. Nach 7 Wochen Reisen möchte ich hier die 7 speziellsten Begegnungen auflisten. Es sind nicht nur „Highlights“, eher auch „Lowlights und Funnylights“.

  1. Schotterpisten: nach anfänglichem Zögern gewöhne ich mich an die Schotterpisten, vielleicht gewöhnt sich auch der Schotter an mich. Ich weiss es nicht genau, jedenfalls funktionieren wir zwei mittlerweile recht gut miteinander.
     
  2. Frühstück: Das chilenische Frühstück ist äusserst dürftig. Es besteht aus Kaffee, Toast und Marmelade. Es gibt allerdings noch eine Steigerung hierzu. Denn in Argentinien steht nur noch Kaffee mit trockenen Crackern auf dem Frühstückstisch.
     
  3. Zürcher im Ausland: Vor der Panaderia in Tollhuin treffen wir Nico mit seinem Zürcher Motorrad. Für die nächste Stunde stehen 3 Motorräder mit Zürcher Kennzeichen vor der Bäckerei,  100 Kilometer vor dem Ende der Welt.
     
  4. Avocados: Sie sehen aus, als wäre das Haltbarkeitsdatum schon längst abgelaufen. Schwarz und schrumpelig liegen sie in den Regalen der Supermärkte. Zusammen mit Salz und Balsamico sind sie dennoch ein wahrer Gaumenschmaus.
     
  5. Hunde: Sie zieren ein eher trauriges Strassenbild. Die Streuner findet man zahlreich, vor allem in den Städten.  Zwischen scheuer Zurückhaltung und Ängstlichkeit gibt es  auch die aggressive Variante, die bellend den Motorradreifen und –stiefeln hinterher jagt.
     
  6. Nescafé: Die letzten Tage in der Schweiz geniessen wir noch richtig guten Espresso, so wie man ihn von Zürich her kennt. Mein Statement am letzten Tag in der Schweiz: „Bevor ich Nescafé trinke, verzichte ich lieber komplett auf Kaffee!“ Meine Aussage  revidiere ich bereits nach wenigen Reisetagen in Südamerika. Selbst in grösseren Städten wird immer wieder heisses Wasser mit einer kleinen Tüte Nescafé-Pulver serviert und man glaubt es kaum, aber selbst daran gewöhnt man sich. Ein leckerer Nescafé am Morgen angerührt mit Magermilchpulver. Hmmmm, wie kann der Tag besser beginnen…
     
  7. Nationalpark „Tierro del Fuego“: Die weltberühmte Holztafel, die das Ende der Welt anzeigt, ist eine wahre Touristenattraktion. Zusammen mit unseren beiden Motorrädern kommen vier Reisebusse zur gleichen Zeit an. Im ersten Moment scheint das Ende der Welt zur Nebensache geworden zu sein. Die Frauen stürzen sich auf Ingo und begehren zahlreiche Bilder mit ihm und seinem Motorrad. Doch die Männer Argentiniens werden zu Recht als „Machos“ bezeichnet. Somit gilt die zweite Fotosession mir und umgeben von einer Schar von Caballeros bekomme auch ich meinen Anteil an Abschiedsküsschen ab.

 

Wetter:

10 Grad, starker Wind und teilweise Sonne

 

 

 

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