27. März 2013 Argentinien, Cordoba: Empanadas

Ein Lehrer ist eine Person, die Kraft ihrer höheren Kompetenz auf bestimmten Gebieten einem anderen etwas beibringt oder zumindest den Versuch hierzu unternimmt. Je nach Schüler funktioniert die Übermittlung des Wissens mal besser und mal schlechter.

 

Die kleinen, runden Teigfladen liegen sauber aufeinandergestapelt auf der Küchenanrichte. Der Teig wird aus Mehl, Öl und Wasser hergestellt, manchmal kommt auch ein Ei dazu, je nach Rezept. Analy breitet einen Fladen in ihrer Handfläche aus und balanciert ihn geschickt auf ihrem Handteller, um die Füllung hineinzugeben. Gehacktes Rindfleisch, Zwiebeln, Kartoffeln und Oliven mit deftiger Gewürzmischung stehen bereit. Sie lässt einen grossen gehäuften Esslöffel der Masse in die Mitte plumpsen. Obendrauf kommt eine Mischung aus gehacktem Ei vermischt mit Petersilie und Basilikum. Nun faltet sie die Empanada zu einem Halbmond und drückt die Enden zusammen. Mit schnellen, geschickten Bewegungen „knetet“ sie den Rand zu kleinen Knoten zusammen, damit sie beim Backen nicht wieder aufgehen.

Analy und Carlos sind eigentlich Ingos Spanischlehrer aus Córdoba, doch heute bekommen wir eine gratis Lektion in argentinischer Kochkunst. Empanadas sind definitionsgemäss gefüllte Teigtaschen, die hauptsächlich in Süd- und Mittelamerika verzehrt werden. Sie sind meist um die 10 Zentimeter lang und halbmondförmig. Sie werden mit Fleisch, Huhn, Thunfisch oder Käse und Schinken gefüllt.

Jede Provinz hat ihre eigene, spezielle Sorte Empanada, die dann ihren Namen trägt. So findet man die Empanada Salteña, Cordobesa, Tucumana, Mendocina, Santiagueña und so weiter. In der Provinz Buenos Aires werden sie einfach Empanada Criolla genannt.

Die besten Empanadas – sagt man – kommen aus Salta und welch ein Glück, in Salta ist Analy geboren und aufgewachsen.  Auf meine Frage, ob sie denn des Öfteren Empanadas selbst zubereitet, meint sie offen und ehrlich: „Nein, eigentlich nur wenn wir Gäste haben!“ Carlos lacht verschmitzt und hält seine Hände züchtig gefaltet auf seinen Oberschenkeln.   „Das ist der Grund, warum Ihr heute hier seid, damit ich endlich mal wieder Hausmannskost von meiner Frau bekomme." Er wirft mir einen schnellen Blick zu und ich sehe seine haselnussbraunen Augen belustigt aufblitzen, bevor er sich wieder Analy zuwendet. Sie hebt nun ihrerseits drohend den Löffel über seinen Kopf und ihre schön geschwungenen Augenbrauen erheben sich unheilvoll in Richtung Haaransatz.

Mit unbeirrbarer Konzentration fährt sie fort, das Blech bis auf den letzten Winkel mit Empanadas zu belegen, um sie anschliessend in die Ofenröhre zu schieben. Sie beugt sich erwartungsvoll nach vorne, um regelmässig einen prüfenden Blick auf ihr Werk zu werfen. Leckerer Duft von Gebackenen und die Verheissung eines schmackhaften Abendessens liegen in der Luft.

Wenige Minuten später stehen die dampfenden Empanadas vor uns, goldbraun gebacken, ein Handwerk vollendeter Kunst. „Buen provecho!“ unterbricht Carlos das erwartungsvolle Schweigen. Er serviert eiskaltes Warsteiner Bier, das er in einer Literflasche im Kühlschrank bereitgestellt hat. Eine halbe Empanada wandert gerade in seinen sperrangelweit geöffneten Mund, als er mit grosser Entschiedenheit seinen Kopf schüttelt und meint: „Wir sollten wirklich öfters Gäste bei uns haben!“

 

Konzentriertes Durcheinanderbringen der spanischen Grammatik

 

Claudia auf Abwegen

 

 

Apartment in Cordoba

 

 

 

Jahrestag zum Ende der Militärdiktatur

 

Jahrestag zum Ende der Militärdiktatur

 

Wetter:

Sonne 25 Grad

 

 

 

          

 

Weitere Erlebnisse  

 

 

 <