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3. April 2013 Argentinien, Cafayate – Die Ruta 40 Das erste Osterfest mit dem neuen Papst Franziskus steht ganz im Zeichen von Frieden und Liebe in der Welt. Seine Wahl bringt dem Osterfest in seinem Heimatland Argentinien grossen Zulauf. Man spricht von einem „Aufblühen des Glaubens“. Derzeit zeigen riesige Plakate an Kirchen und öffentlichen Gebäuden den Papst vor einer argentinischen Fahne. Ich muss ehrlich sagen, eine Zeitlang dachte ich, Ingo hätte ein Verhältnis mit seiner Zahnärztin aus Córdoba. Ehrenwort! Fünf Mal war er bei ihr! Nun, dem nicht genug. Es war am vorletzten Tag unserer Abreise als er mir morgens beim Aufwachen verkündet, er könne auf dem rechten Ohr nichts mehr hören. Ehrlich, denke ich mir, jetzt reicht’s aber langsam. Also Differentialdiagnose im Schnelldurchlauf: Haben sich die Erreger der Zahnentzündung bis ins Mittelohr verteilt? Hat er die Ohrenstöpsel nach dem letzten Mopedfahren nicht herausgenommen? Nun, inzwischen wissen wir sogar, was Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Spanisch heisst: Otorrinolaringología. Und Dank eines "Otorrinolaringólogo“, der glücklicherweise männlich war (!), konnte Ingos Hörproblematik umgehend gelöst werden. Wir verlassen also nach einem Monat unseren „Wohnort“ Cordoba. Nach den vielen Wochen in der Stadt zieht es uns in die Natur und wir verbringen ein paar ruhige Tage im Nationalpark Talampaya. Er liegt in der angrenzenden Provinz La Rioja, eingebettet im Mittelgebirge der Sierra Los Colorados und der Sierra de Sañogasta. Das Reservat umfasst 215.000 Hektar und schützt die wüstenhafte Landschaft im Tal des Rio Talampaya, in der die Erosion vielfarbige Gesteinsformationen hervorgebracht hat. Es gibt zudem mehrere archäologische Fundstätten im Park, der im Jahre 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Am Nachmittag des Ostersamstags erreichen wir Chilecito und wir verbringen vier ungewollte Stunden damit, eine Unterkunft zu finden. Ganz Argentinien ist an diesem langen Osterwochenende unterwegs und sämtliche Hotels und Pensionen sind ausgebucht. Um 17 Uhr finden wir ein Hostal, das uns auf eine Warteliste setzt. Es gibt noch eine offene Reservierung, für die allerdings die Reisenden noch nicht eingetroffen sind. Lilian, die Rezeptionistin verspricht, uns sofort anzurufen, wenn sie Neuigkeiten hat. Um 18 Uhr will sie das Zimmer frei geben. Wir verbringen die Stunde Wartezeit am Plaza und stärken uns mit einem wohlverdienten Sandwich in einer Bar. Die Suche hat uns Kraft und Nerven gekostet und missmutig starren wir auf die Heerschaar von Touristen die durch die Strassen ziehen. Ich habe momentan das Gefühl, die Welt vor der Türe geht ihre eigenen Wege. Ohne uns! Doch im Sinne der Effizienz habe ich aufgehört mit mir zu hadern und siehe da, wir haben am Ende des Tages Riesenglück! Um Punkt 18 Uhr klingelt das Handy und Lilian verkündet uns, dass wir unser Zimmer beziehen dürfen. Ruta 40 Am nächsten Morgen fahren wir ausgeruht und mit einer Tasse Kaffee gestärkt weiter. Gut 50 Kilometer nach dem Ort Belén gilt es für uns, eine Entscheidung zu treffen, welche Route wir in Richtung Norden nehmen wollen. Die Ruta 40 beginnt zusammen mit der Provinz Catamarca und als landestypische Spezialität sind hier Humitas bekannt. Sie bestehen aus Mais, Paprikaschoten, Scharlotten, Eiern und Käse und werden in einem Maisblatt zum Paket zusammen geschnürt. Wir entscheiden uns sowohl für eine Kennenlernportion Humitas als auch für die Ruta 40, die längste Strasse der Welt. 1000 Kilometer länger als die legendäre Route 66 in den USA. 2700 Kilometer Asphalt, 2300 Kilometer Schotter, Sand und Geröll, wenn der Regen nicht wieder ein Stück weggespült hat. Eine Strecke von Portugal bis zum Ural. Immer auf derselben Strasse. Für den Europäer kaum vorstellbar. Für den Argentinier magisch. Die „Cuarenta“ ist das westliche Rückgrad Argentiniens. Hier hat sie uns also wieder! Etliche Kilometer sind wir bereits auf dem Weg nach Feuerland auf ihr gefahren und da sich die Ostertage dem Ende neigen, gehört uns heute die "Cuarenta“ ganz allein. Nicht ganz! Wir verzehren gerade die Humitas noch herrlich lauwarm am Strassenrand als nur wenige Zentimeter von uns entfernt eine handtellergrosse Vogelspinne gemütlich über den Asphalt spaziert. Ich hätte fast das Maisblatt vor Aufregung mitgegessen! Durchmesser der Spinne = 12 cm! Die Humitas waren eine leckere Zwischenmahlzeit, doch nun liegen sie mir im Magen wie ein Sack Murmeln, schwer und unverdaulich. Im Internet habe ich gelesen, dass Vogelspinnen alles essen, was sie überwältigen können. In der Regel sind dies offensichtlich grössere Insekten wie Grillen, Schaben und Heuschrecken. Aber auch Tausenfüssler und Skorpione gehören zum Beutespektrum. Grosse Vogelspinnenarten machen Beute auf kleine Echsen, Nagetiere oder auch mal Schlangen. Junge oder kranke Vögel werden mitunter ebenfalls überwältigt. In einigen Gegenden Südamerikas gelten zubereitete Vogelspinnen als Delikatesse. Da bleibe ich doch lieber bei meiner vegetarischen Humitas. Ob mit oder ohne Maisblatt ist sie mir hundert Mal lieber als die Variante eines knusprig gerösteten oder frittierten Vielfüsslers! Giftige Natter neben dem Wanderweg
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Wetter: Sonne, 24 Grad
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