21. April 2013 Chile, Parque Nacional Lauca – Ausser Atem

Das Lama ist eine Art Kamel, das eine Schulterhöhe von 110 bis 130 cm und ein Gewicht zwischen 120 und 150 kg erreicht. Insgesamt werden in Südamerika bis zu 3 Millionen Lamas gehalten, vorwiegend wegen ihres Fleisches und ihrer Wolle. In den hochgelegenen Andenregionen gibt es drei verschiedene Möglichkeiten für Fleischgerichte: Lama, Lama, Lama.

Mit neuen Vorderreifen und neuer Vorderradfelge können wir nun unsere letzten Tage in Chile geniessen, bevor wir nach Bolivien einreisen. Entlang der Küste des Pazifischen Ozeans fahren wir Richtung Norden, um von Arica aus erneut die Anden zu überqueren. Über die Ruta 11, die Arica mit Bolivien verbindet, landen wir in dem kleinen Ort Putre, der das Eingangstor zum Nationalpark Lauca bildet. Der Park ist Chiles nördlichster Nationalpark und liegt zwischen 3000 und 6300 Meter hoch. Putre selber liegt auf 3500 Meter und eignet sich perfekt zur Anpassung an die Höhe. Hier leben ca. 2000 Einwohner von Landwirtschaft und Viehzucht. Die meisten von ihnen sind Aymara Indianer.

Nachdem wir uns zwei Tage akklimatisiert haben, wagen wir eine Erkundungstour in den Park. Um für die grossen Höhen „bewaffnet“ zu sein, beginnen wir den Tagesausflug mit einer Tasse "Chachacoma Tee“. Dies ist ein stimulierender Tee, der genau wie die Blätter der Coca Pflanze von den Einwohnern gegen Höhenkrankheit getrunken wird. Er schmeckt aromatisch fremd, aber durchaus nicht schlecht. Jetzt können wir starten!

Immer wieder fällt unser Blick auf die Zwillingsvulkane Pomerape (6282 m) und Parinacota (6342 m), die auf der bolivianischen Grenze stehen. Sie haben zwei ebenmässige schneebedecke Kegel und prägen das Bild der Landschaft. Überall sehen wir die scheuen Vicuñas – eine Lamaart – grasen. Sie haben sich sehr gut an das Leben in extremer Höhe angepasst. Aber auch Lamaherden, die als Nutztiere gehalten werden und an ihren bunten Bändern im Fell zu erkennen sind, überqueren die Strasse. Interessant ist auch die Yareta Pflanze, die erst ab einer Höhe von über 4000 Metern wächst. Sie hat eine intensive grüne Farbe, wirkt weich und flauschig, doch tatsächlich ist die Oberfläche rau und hart wenn man sie berührt.

Vicuñas

Lamas

Yareta Pflanze

Wir folgen weiter der Ruta 11 in Richtung bolivianischer Grenze und erreichen den Lago Chungará. Dieser ist mit einer Höhenlage von 4570 Metern einer der höchsten Seen der Erde. Kurz vor dem See beginnen wir unsere Wanderung. Die kahle Schönheit der Hügel liegt zwischen farbenprächtigen Lagunen, deren türkisfarbenes Wasser in der Nachmittagssonne glitzert. Die Luft ist erfüllt von dem Rasseln der Sträucher am Ufer der Lagunen, die sich im Wind wiegen. Knappe drei Stunden liegen vor uns und bereits nach einer Stunde spüren wir die Höhenlage an unserer Kurzatmigkeit. Der sandige Weg erschwert das Vorwärtskommen und trotz der landschaftlichen Vollkommenheit kämpfen wir mit den körperlichen Unannehmlichkeiten. Mit kräftigen Atemzügen zwingen wir unsere Lungen, sich mit dem begehrten Sauerstoff zu füllen. Aufgrund des niedrigen Sauerstoffgehalts fühlen sich unsere Oberschenkel an wie schwere, nasse Säcke, die sich nur widerwillig vorwärtsbewegen wollen.

Mittlerweile hat sich der Himmel zu einer dicken Wolkendecke verwandelt und die ersten Blitze zucken wie sich duellierende Mistgabeln über den Vulkanen in der Ferne. Die Wolken wälzen sich schwarzbäuchig und donnergrollend von den Bergen herab, als wir erste Wassertropfen auf unserer Haut spüren, die sich kurze Zeit später in kleine, tanzende Schneeflocken verwandeln. Trotz unserer trägen Beinmuskeln sammeln wir unsere Energiereserven und marschieren zügig weiter, um den Ort Parinacota zu erreichen. „Hoffentlich hält das Wetter noch einigermassen durch“, denke ich mir. Doch Beten und Warten ist nicht unsere Sache. Mit stampfenden Schritten setzen wir unsere Fussspuren in den feuchten Sand. Müdigkeit und Kälte hat uns ausgelaugt, doch nach drei Stunden entdecken wir hinter dem letzten Fels endlich das vor uns liegende Tal. Mit einer Handvoll Häusern zeichnet sich der Ort Parinacota in der Ferne ab. Ich schlucke meine letzten Bedenken herunter, bis ich glaube, wieder sprechen zu können, ohne daran zu ersticken. „Ich weiss schon, was ich essen werde: gegrilltes Lama.“ Mit einem energischen Kopfnicken erwache ich wieder zu vollem Leben und als mir das Wasser der Regentropfen über meine Lippen läuft, merke ich, dass ich wieder lächeln kann.

Flamingos

Vizcacha (Hasenmaus)

Vizcacha (Hasenmaus)

 

Wetter:

Meist sonnig 14 Grad

 

 

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