17. Mai 2013 Peru, Sullana – Die letzten Tage in Peru

Die gemeine Küchenschabe, auch bekannt als Kakerlake, ist eine Art der Schaben, die vor allem durch ihre Lebensweise in menschlichen Behausungen als Vorratsschädling bekannt ist. Sie ist sehr lichtscheu und hat eine rotbraune Körperfarbe. Mit einer Laufgeschwindigkeit von bis zu 1,5 Metern pro Sekunde gilt die gemeine Küchenschabe als das schnellste krabbelnde Insekt.

Die sanfte Brise weht uns um die Nase und voller Genuss atmen wir die warme, salzige Luft ein. Nach vielen Wochen in den Höhen der Anden ist es eine Wohltat, in Huanchaco am Pazifik angelangt zu sein. Barfuss laufen wir am Strand entlang und rennen wie die Kinder vor den anrauschenden Wellen davon. Es tut gut, hier zu sein. In der Abenddämmerung sitzen wir am Strand und beobachten die Surfer, die Endorphin geladen in den Sonnenuntergang reiten. Ich atme tief durch, und schliesse die Augen. Noch immer spüre ich das Kribbeln unter meinen Fusssohlen von Strandspaziergang im Sand. Fussreflexzonenmassage gratis. Der Augenblick klammert sich an mich und ich halte ihn fest. Denn wer weiss, was der morgige Tag bringen wird.

Ein langer Tag liegt vor uns, als wir um 8 Uhr auf den Motorrädern sitzen, um nach Sullana zu fahren. Dies soll unsere letzte Station in Peru sein, bevor wir nach Ecuador einreisen. Zu Beginn kommen wir kaum vorwärts. Wir passieren unzählige kleine Dörfer, deren staubige Strassen uns den Atem rauben. Und dann folgt pure Einsamkeit auf der Panamericana. 350 Kilometer, schnurgerade durch Sandwüste und Niemandsland. Wir hatten wahrlich auch schon nettere Fahrstrecken!

Die Panamericana ist ein System von Schnellstrassen, das – mit wenigen Lücken - Alaska mit Feuerland verbindet. Sie erstreckt sich über die gesamte Nord-Süd-Ausdehnung des amerikanischen Kontinents. Das Netzwerk umfasst insgesamt etwa 48.000 Kilometer und passiert etliche Klimazonen,  sowohl dichten Dschungel als auch Pässe des Hochgebirges. An einigen Stellen bekommt sie allerdings ausser Eisbären und Pinguinen nur wenige Besucher zu Gesicht. An der Küste Perus ist die Panamericana um diese Jahreszeit in einheitlichen Nebel gehüllt. Die Sicht ist getrübt und nur am Nachmittag bekommen wir vereinzelt die Weite der Küste und die Endlosigkeit des pazifischen Ozeans zu Gesicht. Insgesamt ist die Panamerica eine Strasse der Herausforderungen, der Schönheit, Träume, Sehnsüchte und des Todes. Sie hat bereits viele Opfer gefordert. Zahlreiche Gedenktafeln und Holzkreuze sind als stumme Zeugen an den Strassenrändern zu finden.

Wir erreichen spät am Nachmittag den Ort Sullana. Laut, dreckig und voll präsentiert sich uns die Kleinstadt. Unzählige Mototaxis prägen das Stadtbild und geben uns den Anschein, in einem Ameisenhaufen gelandet zu sein. „Buen Viaje – Gute Reise“, ruft mir einer der Taxifahrer zu und schon ist er im Getümmel verschwunden. Wir passen uns an die peruanische Fahrweise an und überholen genauso hemmungslos und illegal wie die Einheimischen, um uns ins Zentrum der Stadt vorzuarbeiten. Aufgrund des dichten Verkehrs kommen wir nur sehr langsam voran.

Auch die Suche nach einer Übernachtungsstätte erweist sich heute als schwierig. Wir können zwei recht gute Hotels ausfindig machen, doch leider gibt es dort keinen Platz für unsere Motorräder. Der Rest der Unterkünfte besteht aus einfachen Hospedajen, deren Zimmer mich eher an Gefängniszellen als an Hotelzimmer erinnern. Nach 6 Besichtigungen gebe ich die Hoffnung auf, die Nacht in einem hübschen Zimmer verbringen zu dürfen. Wir werden wohl eher unter praktischen Gesichtspunkten übernachten müssen. 12 Dollar kostet uns  die Gefängniszelle und ich hätte liebend gerne das Doppelte ausgegeben, um ein bisschen mehr Luxus zu haben. Im Badezimmer flitzt eine Kakerlake aus der Ecke unter dem Waschbecken in Richtung Fenster. Wie viele Kumpels mag es davon wohl noch geben? Die Dusche besitzt nur einen Wasserhahn, somit ist die Aussicht auf warmes Wasser auch dahin. Nach einer eiskalten Erfrischung lege ich mich aufs Bett und lausche dem chaotischen Verkehr von draussen. Laut ist es hier! Fast habe ich den Eindruck, die Mototaxis würden direkt durch unser Zimmer fahren. Irgendwann in der Nacht schaffe ich es, das Hupkonzert zu ignorieren und falle in einen unruhigen, traumgestörten Schlaf. Ich hätte es besser wie Ingo machen sollen, der bereits seit mehreren Stunden keinen Mucks mehr von sich gibt. Die gelben Schaumstoffstöpsel ragen aus den Tiefen seiner Ohren und wippen im gleichmässigen Takt seiner ruhigen, friedlichen Atmung.

 

Wetter:

Teilweise sonnig,

26 Grad

 

 

          

 

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