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30. Juni 2013 Panamá – Bocas del Toro – Verbindungsprobleme Warum ist es manchmal besser, ein Mann zu sein? Männer können alle Marmeladengläser selbst öffnen! Männer können mit ihren Kumpels stundenlang schweigen, ohne dass einer denkt, der andere wäre sauer! Männer müssen sich halsabwärts nicht unbedingt rasieren! Meist haben Männer auch ein besseres Verständnis bei der Behebung technischer Probleme. Geht es allerdings um die Entschlüsselung weiblicher Sprachbotschaften, ist Mann durchaus noch auf Hilfestellung angewiesen. Im Nordosten von Panama erstreckt sich entlang der Karibikküste die Provinz Bocas del Toro. Das an Costa Rica grenzende Gebiet ist vor allem durch die gleichnamigen und wunderschönen Inseln bekannt. Stiermäuler heissen die Bocas wörtlich übersetzt und benannt wurde die malerische Gegend durch Kolumbus, der in den Küsten und Inselformationen Stiermäuler zu erkennen glaubte. Neben Surfen, Schnorcheln, Tauchen und Bootstrips versprechen die Inselgruppen karibisches Flair pur. Diesem Versprechen folgend stehen wir um 7.00 Uhr am Fährhafen von Almirante, um die einzige Transportmöglichkeit für Fahrzeuge nicht zu verpassen. Einmal täglich versorgt eine Fähre die Strecke zwischen Almirante und der Inselhauptstadt Bocas del Toro. Die Umgebung von Almirante wird durch zahlreiche Bananenplantagen geprägt, die sich kilometerlang erstrecken. Die Strasse von der pazifischen zur karibischen Seite hinauf führte uns gestern durch dichten, feuchten Urwald. Zwischen typischen, in kolonialem Stil erbauten Siedlungen der Plantagen-Arbeiter schlängelte sich das grüne Dickicht durch die Hügel der Kordilleren. Vier Tage bleiben wir auf den Bocas , erkunden mit langen Spaziergängen die Insel und holen Liegengebliebenes auf: Wäsche waschen, Weiterbildungsanträge an schweizer Berufsverbände einreichen, Steuererklärungerstellen, berufliche und private Kontakte pflegen. In der ARD-Mediathek lacht mich seit Tagen der Hinweis auf einen neuen verfügbaren Tatort an und ich kann nicht wiederstehen, die Qualität der Internetverbindung auf den Prüfstand zu stellen. Wir sind mit zwei weiteren Pärchen die einzigen Gäste in der Unterkunft. Meiner überschlägigen Berechnung zufolge dürfte die Auslastung des weltweiten Netzes somit nicht ausgeschöpft sein. Nach einem leckeren Fischfilet und Salat zum Abendessen wage ich mein Internetprojekt Tatort zu starten. In hoffnungsvoller Erwartung drücke ich auf die Ikone und tatsächlich: Der Münchner Tatort beginnt mit der vertrauten Musik und Sekunden später versinke ich im Mordgeschehen der bayerischen Hauptstadt. Nach 30 minütiger Verbrecherjagd verfolge ich gerade in höchster Konzentration einen genialen Wortwechsel zwischen dem Kommissar Leitmeier und seinem Kollegen Batic als plötzlich Bild und Ton einfrieren. „Nein!“ entweicht mir ein Schrei aus tiefster Entrüstung heraus. Ingo blickt emotionslos von seinem Buch auf, um mich mit hochgezogenen Augenbrauen anzusehen. „Klappt etwas nicht?“ Seine Worte klingen nicht wirklich interessiert. Eher so, als sei es seine männliche Pflicht, bei technischen Problemen das auf weiblicher Seite geforderte Interesse zu simulieren. „Mist, Mist, Mist, Mist!“ fluche ich vor mich hin. Wie eine wildgewordene Hummel überprüfe ich sämtliche Kabelverbindungen zum und vom Laptop. „Wenn Du Hilfe brauchst, sag Bescheid!“ Ingos blonder Schopf senkt sich bereits wieder, um seine Aufmerksamkeit erneut der abendlichen Lektüre zu widmen. „Das Internet funktioniert nicht mehr!“ zische ich ihn an, worauf ich mir vorkomme wie eine extrem gereizte Kröte. Jetzt fehlen nur noch die Warzen! Mit einem langgezogenen Seufzer erhebt sich Ingo von seinem Platz. „Und was soll ich da machen?“ Gerade als er sich mit schlurfenden Schritten in meine Richtung bewegt, löst sich das eingefrorenen Bild des Kommissars Leitmeier und als sei nichts gewesen führt er seine Konversation bezüglich des Tathergangs fort. „Alles gut, läuft wieder!“ Zufrieden lege ich meine Füsse auf den Tisch. Das ironische „gern geschehen“ geht beinahe in den weiterführenden Handlungen der Serie unter, doch meine gute Erziehung verbietet es mir, in tiefes, entschlossenes Schweigen zu versinken. „Gracias!“ murmele ich deswegen mit einem ausgeprägten Mangel an Dankbarkeit, doch für die verbleibenden 60 Minuten bin ich nicht gewillt, umfangreichere Massnahmen für die Herstellung des Beziehungsfriedens zu ergreifen. Unterkunft im Regen
Bananenblüte
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Wetter: 28 Grad Sonne und Regen
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