3. Juli 2013 Costa Rica, Quepos – Regenzeit

Wasser aus Flüssen und Meeren verdampft unter dem Einfluss von Wind und Sonneneinstrahlung und steigt in die höheren Schichten der Atmosphäre auf. Da in grösseren Höhen die Lufttemperatur sinkt, kühlt der Wasserdampf während des Aufsteigens ab und kondensiert. Durch die Verbindung der einzelnen Tropfen entstehen sichtbare Wolken. Durch den Zusammenschluss gewinnen die Tropfen an Gewicht und werden schliesslich so schwer, dass sie als Regen wieder auf die Erde sinken.

Der Schweiss steht uns auf der Stirn und rinnt in kleinen Tropfen von unseren Nasen herab. Es ist brütend heiss am Grenzübergang Sixaola nach Costa Rica. Die Schwüle, die in der 35 Grad heissen Luft liegt, drückt uns das Wasser aus den Poren. Unsere T-Shirts sind bereits am frühen Vormittag aufgeweicht und letztendlich können wir nichts machen, als den Schweiss einfach laufen zu lassen. Regelmässig trinken wir grosse Mengen an Wasser, müssen jedoch so gut wie keine Pinkelpausen einlegen. Die Flüssigkeit findet ihren Ausgang durch die Hautporen und hinterlässt einen klebrigen Film auf der Haut. Eine Mischung aus Schweiss und Sonnencreme glänzt in unseren Gesichtern, ein äusserst gewöhnungsbedürftiger Zustand! Auch die Motorradjacken sind vollgesogen von der hohen Luftfeuchtigkeit und tragen sich unterdessen schwer auf unseren Schultern. Und das Innere der Handschuhe riecht, als sei eine Schaar von Mäusen darin verendet. Sobald wir in Mexiko sind, wandert alles in die Waschmaschine, schwöre ich wortlos in meinen Helm.

Schnell und problemlos können wir die Grenzformalitäten hinter uns bringen und nun fahren wir entlang der karibischen Küste in Richtung Norden Costa Ricas. Wir sind zügig unterwegs, und der kühlende Fahrtwind bläst durch die geöffneten Lüftungen von Helm und Kleidung. Der Himmel hat die Farbe frischer Austern, feucht und perlgrau und in der Entfernung können wir die nahekommende Regenfront bereits erahnen. Aus den Bergen im Westen drängen dunkle Wolken und wie jeden Tag in den vergangenen Wochen werden sie in Kürze ihre Wassermassen über uns ergiessen. Ich hoffe nur, dass wir es noch bis zum geplanten Übernachtungstopp nach Cahuita schaffen werden. Einzelne Tropfen sammeln sich bereits auf dem Visier und genervt rufe ich in das Innere meines Helmes: „Jetzt warte doch noch ein paar Minuten!“ Petrus scheint meine Aufforderung gehört zu haben, denn wir erreichen die Cabinas Mambo am Playa Negra gerade noch rechtzeitig, bevor sich die Himmelsschleusen öffnen.

Faultier im Regen

Grauer Nebel steigt durch den Regen vom feuchten Boden auf und mit einem Dankesgruss in Richtung Himmel sitzen wir trocken und zufrieden bei Kaffee und Keksen unter dem Vordach unserer Unterkunft. So sehr ich zu Beginn unserer Ankunft in Zentralamerika die in der Luft liegende Feuchtigkeit geniessen konnte, desto mehr sehne ich mich mittlerweile nach trockener Wärme. Reiseführer, Notizbücher und Strassenkarten sind klamm und schwer und drohen beim Aufklappen zu zerreissen. Die gewaschene Wäsche kann tagelang im Zimmer hängen, sie behält stets einen leicht modrigen Geruch im Gewebe. Wir haben angefangen, unsere wenigen Kleidungsstücke vor den Zimmerventilator zu hängen, bevor wir sie im Gepäck verstauen.

Doch geradewegen der hohen Niederschlagsmengen kann Costa Rica mit einer Schönheit triumphieren, die verzaubert. Die Vielfalt der regengepeitschten Wälder und Berge, die wie eine Reihe dahintreibender Luftspiegelungen das Landesinnere schmücken, schweben mit schwereloser Grenzenlosigkeit über das Land. Langgezogene, weisse Sandstrände säumen die Küsten und den klaren, sternenübersäten Himmel in der Nacht. Das alles hinterlässt ein Gefühl von karibischer Freiheit, die sich mit der Offenheit,  Lebensfreude und Fröhlichkeit der Menschen vereint. Costa Rica fasziniert und trotz der Regenzeit, in der wir unweigerlich durch das Land reisen, können wir den Funken der Begeisterung nicht abschütteln.

Mit meditativer Regelmässigkeit trommelt der Regen aufs Dach über unseren Köpfen und die umgebenden Büsche und Bäume sinken grau wie Asche eines erloschenen Feuers in die Dunkelheit der Nacht. „Dann werden wir eben mit Schimmflossen in Mexiko ankommen!“ murmelt Ingo während er verträumt die aufspritzenden Regentropfen in den Pfützen zu unseren Füssen beobachtet.

 

Wie zur Bestätigung tönt dumpfes Donnergrollen aus der Ferne und vereinzelt huschen Lichtblitze über den dunklen Himmel. Bis zur mexikanischen Grenze liegen noch runde 2.000 Kilometer vor uns. Vielleicht sollten wir unsere Reise doch besser mit Neoprenanzug, Taucherbrille und Schnorchel fortsetzen. Ich frage mich dann nur, wie die Polizeibeamten bei den zahlreichen Kontrollposten auf unser wetterfestes Outfit reagieren würden. Müssten wir dann statt des Führerscheins einen Tauchschein vorweisen?

Faultiere

Female Emerald Basilisk

Kolibri

 

Wetter:

32 Grad, Sonne und Regen

 

 

          

 

Weitere Erlebnisse