10. Januar 2014 Fidschi Inseln, Nadi - Cast Away (Verschollen)

„Cast Away“ ist ein Kinofilm aus dem Jahre 2000 über einen amerikanischen Mann (gespielt von Tom Hanks), der nach einem Flugzeugabsturz auf einer kleinen, unbewohnten Südseeinsel strandet. Ein angespülter Volleyball bekommt für ihn existenzielle Bedeutung. Nachdem er ihm ein menschliches Gesicht aufgemalt hat, wird er zu einem stummen Freund. Er soll ihn vor Wahnsinn und völliger Verzweiflung bewahren, mit der tief sitzenden Hoffnung, die  Insel eines Tages doch verlassen zu können.

Nach 11 Stunden haben wir es geschafft. Wir landen in Nadi, einer der Flughäfen der Fiji Inseln, die internationale Verbindungen bedienen. Wir fühlen uns wie aufgeblasene Gummibärchen - gestaut und unbeweglich -. Diese Langstreckenflüge sind kein Vergnügen. Am wenigsten für Ingo. „Das waren früher Foltermethoden, jemanden so einzuzwängen, dass er sich über Stunden nicht bewegen kann!“ Seine Behauptung hängt in der Ankunftshalle wie der Kaffeeduft im angrenzenden Frühstückscafé. Doch die vorhandene Alternative ist nicht existent, denn sie würde lauten: nicht fliegen.

Und gerade Ingo scheint einen nicht enden wollenden Vorrat an einem Reisehormon in sich zu tragen, das selbst das männliche Testosteron in den Schatten stellt. Und es verhält sich völlig widersprüchlich zum Rest des Hormonhaushaltes. Im Alter sinkt der Testosteronspiegel für gewöhnlich. Misst man bei den 20-29-Jährigen noch Höchstwerte, so findet man bei den 50-59-Jährigen bereits ein Viertel weniger des kostbaren Sexualhormons. Das bei Ingo vorhandene Reisehormon ist sowohl unerschöpflich als auch unabhängig von Alter und Tageszeit. Ich persönlich glaube mittlerweile, dass er es damals bereits mit der Muttermilch aufgesogen hat.

Fidschi ist eine isolierte Inselgruppe und liegt nördlich von Neuseeland im Südpazifik. Sie besteht aus 332 Inseln von denen 110 bewohnt sind. An den Küsten finden sich Mangroven, während im Inneren der grösseren Inseln natürlicherweise entweder tropischer Regenwald oder Savannenformationen vorherrschen. Aufgrund seiner isolierten Lage beherbergt Fidschi eine eigenständige Pflanzen- und Tierwelt.

Es herrscht tropisch-feuchtheisses Klima, als wir uns nach einem Tag der Akklimatisierung auf eine Tagestour mit dem Segelboot Seaspray begeben. Es wird uns zu den abgelegenen Inselgruppen bringen, für dessen Südsee-Panorama die Fidschi Inseln so bekannt sind.  So jedenfalls verspricht es der weiss-blaue Prospekt des Veranstalters. Unser erstes Ziel ist eine etwa 400 Meter lange und 200 Meter breite Insel. Auf der Landkarte ist sie so gross wie ein Sandkorn. Wahrscheinlich ist man in 10 Minuten drum herum gelaufen.  Doch wir tun es nicht, denn es ist viel zu heiss dafür. Stattdessen schippern wir weiter zu der berühmten Bucht von Mondriki Island. Dort, wo der Kinofilm „Cast Away - Verschollen“ mit Tom Hanks gedreht wurde. Als wir eine halbe Stunden später an Land gehen, sind wir vom weissen Strand geblendet. Es ist kurz vor 12 Uhr mittags. Die Sonne brennt. Und gäbe es nicht das türkisblaue Wasser des Pazifiks und die schattenspendenden Palmen, wäre es kaum auszuhalten. So aber ist es ein angenehmes Dasein.

Mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet stürzen wir uns in die sanften Wellen der Bay, um das Unterwasserparadies mit Korallenriffen und regenbogenfarbenen Fischen zu erforschen. Es ist still unter der Wasseroberfläche, aber nicht lautlos. Vielmehr höre ich meine eigenen Lungen, wie sie in ruhigen, regelmässigen Stössen den Sauerstoff durch den Schnorchel ins Freie schieben. Das Wasser rauscht an meinem Trommelfell. Es ist ein beruhigendes, friedliches Geräusch. Ich fühle mich in meinem Element. Zeitlos, grenzenlos und mit unendlicher Leichtigkeit. Meine Gedanken beginnen zu fliessen. Wie die Strömung des Pazifiks drängen sie in die Tiefe. Es ist, als ob im Verborgenen  eine Art Bewusstseinserweiterung stattfindet. Als ob das Meer tief in meine schöpferischen Prozesse eingreift - eine geradezu rauschhafte Begegnung. Die pilzförmigen Korallen unter mir wiegen ihre bunten Köpfe im Rhythmus des Meeres. Die warmen Wellen, die an meiner Haut entlangstreicheln, dirigieren den Takt dazu. Und als sich mein Mund mit Salzgeschmack füllt, wird mir bewusst, wie gut die Südsee schmeckt.

Einmal Schwimmerin, immer Schwimmerin

Nach dem Schnorcheln wartet an Bord ein leckeres Barbecue mit Fisch und Salat

Mitglied der Crew auf der Seaspray

Einheimische Kinder auf den Inseln

Auf dieser Insel gibt es ein Honeymoon-Resort

Mana Island

 

Wetter:

31 Grad, schwül und einge Wolken

 

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