20. März 2014 Australien, Queensland - Auswanderer

Auswanderung oder Emigration ist das Verlassen eines Heimatlandes auf Dauer. Emigranten oder Auswanderer verlassen ihre Heimat entweder freiwillig oder gezwungenermassen aus wirtschaftlichen, religösen, politischen oder persönlichen Gründen.

Es gibt keinen besseren Platz, um die Dinge hinter sich zu lassen als das Meer. Im schäumenden Wasser gehen sie unter, die Probleme, der Alltag, das Gefühl von hochgezogenen Schultern. Alles Graue verschwindet im Blau. Man bewegt sich vorwärts, ohne einen Schritt gehen zu müssen. Und ich bin froh, zurück in Australien zu sein. Nördlich von Brisbane, in Scarborough, besuche ich Hanka und Erik. Wir haben die beiden 2003 in Neuseeland kennengelernt. Damals waren sie selbst Motorradreisende wie wir. Heute sind sie sesshaft. Mit australischer Einwanderungsbewilligung und zwei lebhaften Jungs, die dafür sorgen, dass trotz fehlender Motorradreisen keine Langeweile aufkommt.

Brisbane ist sonnig, entspannt und multikulturell. Im von Abkürzungen geprägten australischen Englisch wird Brisbane gelegentlich auch als "Brissie" bezeichnet. Brissie ist für eine Grossstadt richtig gemütlich. Die Lebenseinstellung der "Brisbanites" gilt als besonders lebensfroh und gelassen. Wer hier auf einer Treppe zwei Stufen auf einmal nimmt, outet sich als Ausländer. Verglichen mit anderen australischen Großstädten wie Sydney oder Melbourne ist die Bevölkerungsdichte in der Innenstadt relativ gering. Dies liegt an dem hohen Anteil von Einfamilienhäusern, die bis in die 1950er Jahre im traditionellen Queenslander Style auch im Stadtzentrum gebaut wurden.

Mit Leihwagen und GPS bewaffnet mache ich mich am Wochenende auf den Weg nach Norden. Dreieinhalb Fahrstunden von Brisbane entfernt wohnen Elke und Kalle, die vor über 30 Jahren nach Down Under ausgewandert sind. In einer der zahlreichen Emails, die ich mit den beiden austausche, fordert mich Elke auf, ihr meine Essenswünsche mitzuteilen: "Ich koche und backe gern, also sag mir bitte, was Du gerne isst." Meine Wahl fällt auf Hühnersuppe, Roulade und Gulasch und genau in dieser Reihenfolge bekomme ich die Gerichte während meines Besuchs auch serviert. Es ist ein Genuss, nach so langer Zeit wieder einmal Hausmannskost zu essen. Zusammen mit australischem Bier und vielen, vielen Geschichten verbringen wir die lauen Sommerabende auf deren Terrasse "in the middle of nowhere".

Und wenn ich schon mal hier oben bin, entscheide ich mich zudem noch für einen Besuch auf Fraser Island. Sich einen faulen Tag machen, angeln, grillen und trinken. All das gehört zumindest für die "Aussies" zu einem Ausflug nach Fraser Island. Die Insel mit ihren 250 Kilometer langen Stränden, ihrem dichten Eukalyptusbewuchs und einer seltenen Form von Regenwald gehört seit 1992 zum Unesco Weltnaturerbe. Auch ist Fraser Island der einzige Platz auf der Erde, wo Regenwälder auf sandigem Untergrund wachsen. Während Einheimische die engen, holprigen und hügeligen Trassen im Inselinneren mit ihren Allradautos meistern, warten auf die auswärtigen Ausflügler (so wie mich) große Busse mit riesigen Reifen. Wenn morgens die Fähre vom Festland anlegt, nimmt jeder Fahrer bis zu 40 Gäste an Bord. Dann schwärmen die Busse aus und jeder fährt die Attraktionen auf Fraser Island in einer festgelegten Reihenfolge an.

Einer der Höhepunkte der Insel ist Lake McKenzie mit seinem glasklaren Wasser. Schneeweisser Sand aus Sizilium bildet hier einen faszinierenden Kontrast zum kristallklaren, blau schimmernden Grundwasser. Es fühlt sich erstaunlich kühl an, als ich barfüssig durch das Wasser wate. Aber es ist ja auch erst später Vormittag und die Hitze des Tages liegt noch vor uns. Das Gefühl des frischen Wassers auf der staubigen Haut ist dennoch eine Wohltat und nach dem Badestopp steuern wir zum Paradestrand der Ostküste, dem 75-Miles-Beach. Er ist offiziell ein Highway und entsprechend schnell wird gefahren. "Immer gut umschauen", empfiehlt unser Guide. "Die Brandung ist so laut, da hört man die Autos nicht." Eine Attraktion am 75-Miles-Beach ist das Opfer eines Sturms. Irgendwo in der Brandung liegt das, was von der "Maheno" übriggeblieben ist. Das 1905 gebaute Passagierschiff sollte 1935 eigentlich zum Abwracken nach Japan geschleppt werden, als es von einem Zyklon an die Küste geworfen wurde. Seitdem rosten die Überreste vor sich hin und sinken immer tiefer in den Sand ein.

Richtig abenteuerlich wird unser Inselausflug dann am frühen Abend. Nämlich als sich unser Guide Gary mit dem riesigen Bus auf einer steilen Auffahrt festfährt. Zahlreiche Offroadfahrzeuge haben tiefe Spuren in den Sand gefräst und der fehlende Regen lässt die Sandpassagen von Woche zu Woche tiefer werden. Er fordert ein paar Männer auf, ihm beim Stabilisieren der Fahrspur zu helfen. Doch die herbeigeschleppten Äste und Zweige sind viel zu trocken und brechen unter dem Gewicht des schweren Busses wie Streichhölzer. "Lean forward - lehnt Euch nach vorne", fordert er uns auf, als er zum wiederholten Male die steile Sandpiste in Angriff nimmt. Er hat trotz der adrenalintreibenden Situation seinen Humor nicht verloren, was mich sehr beeindruckt. "Come on, girl", feuert er seinen Bus an und der Schweiss läuft ihm dabei in kleinen Rinnsalen von der Stirn. Die Reifen drehen durch, doch zumindest bewegen wir uns vorwärts. Zentimeter für Zentimeter kämpft sich der Bus dem höchsten Punkt entgegen. Und als wir tatsächlich oben angekommen sind, ertönen Jubelschreie, Beifall und Pfiffe aus dem Bus. Gary hat wirklich tolle Arbeit geleistet!

Strandnixen am Lake McKenzie

Ein Dingo beim Strandspaziergang

 

Wetter:

Sonnig 30 Grad

 

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