Wetter
Sonne und Wolken
Temperaturen:
Tag:
16 Grad
Nacht:
9 Grad
Machos mit Wäsche und Trondheimer Parkuhren
Mitten
im
Raum
mit
den
Waschmaschinen
steht
ein
Mann
wie
ein
Schrank,
Typ
Arnold
Scharzenegger
–
breitschultrig,
breitbeinig,
Hände
so
gross
wie
Suppenteller.
Sichtlich
in
schlechter
Stimmung
empfängt
er
mich
mit
den
Worten:
«How
did
you
get
in
here?»
Es
ist
mehr
Verhör
als
Frage
und
wir
beide
wissen
sofort,
dass
dies
kein
angenehmes
Gespräch
werden
wird.
«Mit
meiner
Keycard
–
und
Du?»
antworte
ich
und
halte
seinem
anklagenden
Blick
stand,
dem
alsgleich
anklagende
Worte
folgen.
«Du
kannst
hier
gar
keinen
offiziellen
Zutritt
haben.
Ich
habe
nämlich
einen
Slot
zum
Waschen
gebucht.
Und
dafür
benötigt
man
die
Generator
Card.»
Es
ist
einer
dieser
Männer,
bei
der
ich
sehr
geneigt
bin,
ihn
in
die
Schublade
«Manifestierter
Macho»
einzuordnen.
«Dann
habe
ich
halt
eine
G-E-N-E-R-A-T-O-R
Card.
Irgendwie
bin
ich
ja
offensichtlich
hier
reingekommen!»
Das
Wort
«Generator»
ziehe
ich
betont
in
die
Länge,
was
Mister
Arnold
sichtlich
in
Rage
bringt.
Mittlerweile
finde
ich
es
amüsant,
dass
wir
beide
in
diesem
engen
Waschraum
stehen
und
unsere
Daseinsberechtigung
in
der
Welt
der
Wäschetrommeln
abgleichen.
Es
ist
schräg,
skurril
und
einfach
nur
einzigartig.
Um
dem
Ende
vorzugreifen:
Ich
bin
tatsächlich
illegal
in
diesem
Waschraum.
Meine
Keycard
hat
Zugriffsrechte
gespeichert,
die
ich
hätte
an
der
Rezeption
vorab
buchen
müssen.
Anscheinend
versagte
hier
die
Technik.
Als
das
geklärt
ist,
kann
auch
Mister
Arnold
wieder
lächeln.
Und
ich
lächele
zurück,
schliesslich
haben
wir
beide
heute
Waschtag
-
in
jedem
Fall
eine verbindende Gemeinschaft.
Mister
Arnold
kniet
nieder.
Ich
hätte
es
reizend
gefunden,
wenn
er
es
wegen
mir
täte,
doch
er
tut
es
offensichtlich
wegen
seiner
Lendenwirbelsäule
und
der
Waschmaschine,
die
nach
intensiven,
feinen
90
Minuten
am
Ende
angekommen
ist.
Seine
Hand
greift
tief
in
das
Innere
der
Maschine
und
holt
eine
Handvoll
Klamotten
hervor,
die
er
tropfend
in
die
Luft
hält.
«Das
ist
aber
noch
nass!»
Er
verzieht
das
Gesicht.
«Wahrscheinlich
hat
die
Maschine
nicht
geschleudert»,
gebe
ich
ungefragt
und
unüberlegt
meine
hausfrauliche
Meinung
von
mir.
«War
denn
genügend
Geld
im
Automat?»
frage
ich
ihn.
Die
rote
Null
blinkt
auf
der
Digitalanzeige
des
Münzeinwurfs.
«Sicher
konnte
die
Maschine
den
Waschgang
nicht
beenden.»
Er
nickt
und
stopft
die
Wäsche
zurück
in
die
Maschine.
«Vielleicht
solltest
Du
etwas
Geld
nachwerfen
und
einen
Schleudergang
einlegen.»
Wieder
nickt
er.
Ratlos
begutachtet
er
die
verschiedenen
Optionen
auf
der
Front
der
Maschine.
«Hmmmmm
schleudern,
wo
geht
das
denn?»
Ich
weise
ihn
freundlich
auf
die
Spirale
hin,
die
für
Schleudern
steht.
Mister
Arnold
wirkt
dezent
gestresst
und
noch
bevor
ich
weiterreden
kann,
drückt
er
bereits
den
Spiralen-Knopf
und
startet
die
Maschine.
Dabei
übersieht
er,
dass
die
Programmdauer
auf
0:58
Stunden
steht.
«Nein
warte,
Du
musst
auch
hier
rechts
noch
selektieren,
sonst
startet
ein
komplett
neuer
Waschgang!»
Doch
zu
spät,
die
Maschine
beginnt
bereits
ihr
Programm
und
mit
schuldbewusstem
Gesicht
blickt
er
auf
die
Uhr.
«Sch…..
ich
wollte
eigentlich
gerade
mit
meiner
Familie
los
zum
Tagesausflug.»
Es
ist,
als
ob
er
ganz
plötzlich
seine
einzigartige
Identität
vergessen
hätte.
Als
werde
er
von
kollektiven
Ansprüchen
aufgefordert,
stets
allen
zu
genügen.
I
feel
you
Arnold!
Nach
einer
kurzen
Diskussion
sind
die
Rollen
verteilt.
Ich
übernehme
nicht
nur
die
Verantwortung
für
den
Schleudergang
der
Arnold´schen
Wäsche,
sondern
auch die restlichen zwei Stunden Zeitguthaben von seinem Münzeinwurf. Beides mit Vergnügen!
Und
nach
vielen
Tagen,
Wochen
und
Monaten
in
der
Natur
Norwegens
haben
wir
beide
riesengrosse
Lust
auf
Stadt,
Sightseeing
und
Menschenmengen
–
letzteres
gerne
mit
Abstand.
Trondheim
liegt
auf
dem
Weg
Richtung
Süden
und
mit
Sonnenschein
und
Semesterstart
freuen
wir
uns
riesig
auf
die
Stadt.
In
der
Nähe
der
Universität
finden
wir
einen
gebührenpflichtigen
Parkplatz
und
wie
so
oft
auf
dieser
Reise
ist
genau
dies
die
Herausforderung.
Der
Parkscheinautomat
ist
defekt
und
die
angegebene
ParkApp,
mit
der
wir
bezahlen
könnten,
haben
wir
natürlich
nicht
auf
dem
iPhone
installiert.
Als
Alternative,
so
informiert
die
Anleitung
auf
dem
Parkschein-Automat,
könne
man
über
seinen
Mobilfunkanbieter
bezahlen.
Man
sende
einfach
eine
SMS
an
die
Nummer
2380
mit
dem
Hinweis
START,
dem
dazugehörigen
Standort,
Kfz-
Kennzeichen
sowie
der
voraussichtlichen
Parkdauer.
Klingt
ganz
einfach
und
logisch
–
es
ist
einen
Versuch
wert.
Hoch
konzentriert
hangel
ich
mich
Schritt
für
Schritt
durch
die
Anweisung
und
tippe
alle
geforderten
Daten
in
mein
Handy.
Am
Ende sieht die SMS für Parkgebühren wie folgt aus:
TP START 7400 BE826754 240
TP = Parkplatz
START = Beginn der Parkzeit (beim Zurückkehren sendet man erneut eine SMS mit «STOP»)
7400 = Standort
BE826754 = unser Schweizer Kennzeichen
240 = 240 Minuten, also 4 Stunden
Und
damit
wollen
die
etwas
anfangen?
Nun
ja,
nicht
unser
Problem.
Mutig
drücke
ich
auf
«Senden»
und
weg
ist
die
SMS
an
die
Nummer
2380.
Aber
nur
für
kurze
Zeit,
denn
wenige
Sekunden
später
erscheint
in
roten
Buchstaben
auf
dem
Diplay:
«Senden
fehlgeschlagen!».
Erst
als
ich
die
Landesvorwahl
für
Norwegen
mit
+47
vor
die
Kurzwahl
setze,
funktioniert
der
Postausgang.
Wir
sind
sehr
gespannt,
wie
die
Swisscom
uns
am
Monatsende
die
Parkgebühren
in
Rechnung stellen wird. Vermutlich überhaupt nicht, aber das ist ab jetzt nicht mehr unser Problem.
Wir
schlendern
über
die
weltberühmte
Gamle
Bybro
Brücke
in
Richtung
Stadtzentrum
und
werfen
unterwegs
einen
Blick
auf
die
schönen,
alten
Brauereien
aus
dem
18.
Jahrhundert,
die
sich
am
Fluss
Nidelva
entlangreihen.
Trondheim
ist
die
Hauptstadt
der
Region
Trondelag
und
gilt
als
Heimat
der
nordischen
Genüsse.
Die
City
hat
sich
zu
einem
der
Top-Reiseziele
für
Gourmets
entwickelt
und
wird
im
Guide
Michelin
mit
drei
Sternen
aufgeführt.
Ausserdem
hat
sich
die
Stadt
als
Vorreiter
in
Sachen
Innovation
entwickelt
und
gilt
als
norwegische
Hauptstadt
des
Wissens.
Dies
ist
zum
Teil
der
norwegischen
Technisch-
Naturwissenschaftlichen
Universität
zu
verdanken,
der
grössten
Hochschule
Norwegens.
Wir
widmen
uns
der
kulinarischen
Begutachtung
und
bestellen
mit
radikalem
Optimismus
Kaffee
und
Kokos-Cashewnut-Kuchen
in
einem
kleinen
Café
in
der
Fussgängerzone.
Okay,
Zielgruppe
erreicht,
ihr
Gourmet
Hauptstadt
Hipster
-
der
Kuchen
ist
eine
Wucht!
Der
Inbegriff
eines
masslosen,
wahnsinnigen
Vergnügens
und
Glücks.
Aber
der
Kaffee
–
oh
mein
Gott.
Es
ist
dieser
norwegische
Filterkaffee,
an
dem
wir
uns
uneingeschränkt
bedienen
dürfen,
der
den
Namen
«Refill-Coffee»
trägt
und
der
schaurigen
«Mehr-ist-mehr»-Mentalität
erlegen
ist.
Dieser
Schrecken
einflössenden
Menge
verwässerten
Filterkaffees
fehlt
einfach
alles.
Am
meisten
aber
die
magisch
konzentrierte
Intensität,
die
wir
am
Schweizer
Kaffee
Creme
und
italienischen
Espresso
so
sehr
lieben.
Das
ist
etwas,
worauf
wir
uns
wahnsinnig
freuen, mit jedem Kilometer Richtung Süden mehr.